Ehemalige Hartmannsdorfer Mühlen
Die Mühle sind schon in den ältesten kirchlichen Aufzeichnungen in Köstritz und Hartmannsdorf verzeichnet. Im Köstritzer Abgabenregister von 1512 ist der Müller zu Aylstorff in Hartmannsdorf eingetragen. Auf einer Karte von 1757 ist die Mühle eingetragen und der Bach wird als Ellsdorfer Bach bezeichnet. In der Mühle gab es Mahlgänge und auch Sägegatter.
In der Hartmannsdorfer Mühle wird um 1582 bis 1605 ein Jost Prager als Müller zu Hartzendorf erwähnt, dann ein Georg Prager, der 1665 im Alter von 77 Jahren verstorben ist. Danach wird bis 1680 ein Michael Trüscher als Müller genannt. 1682 ist ein Hans Nicol Weidner bei einer Taufe eingetragen, ebenso wie 1686 Hans Beyer, beide als Müller zu Hartmannsdorf. Dann gab es eine Familie Beer als Mühlenbesitzer, nachdem der Müller verstorben war, hat seine Witwe 1695 einen Georg Prüfer, er war auch ein Müllersohn, geheiratet.
Von 1695 bis 1843 wird die Mühle durch die Familie Prüfer geführt. Am 29. Juni 1714 war die Frau des Müllers in Naumburg auf dem Markt und kam bei einer Explosion, die durch die dortigen Pulverkrämer verursacht wurde, ums Leben. Der letzte Müller der Familie Prüfer war Johann Christian Prüfer, geb. am 24.11.1779, er heiratete 1808 eine Marie Rosine Donner, mit ihr hatte er 5 Kinder, die aber alle schon im Kleinkindalter wieder verstorben sind, so dass er keine direkten Erben hatte. Seine Frau starb 1826, im Jahre 1828 hat er noch einmal geheiratet, aus dieser Ehe sind aber keine Kinder hervorgegangen, so dass er die Mühle am 6.7.1843 für 9.150 Thaler an Johann Gottfried Franke verkauft hat mit der Festlegung, dass er und seine Frau ein lebenslanges Wohnrecht in der Mühle haben sollen. Johann Gottfried Franke stammt aus Thiemendorf. Johann Christian Prüfer starb am 6.9.1867 im Alter von 88 Jahren und seine 2. Frau starb am 8.6.1870 im Alter von 66 Jahren.
1863 hat Johann Gottfried Franke die Mühle an seinen Sohn Eduard übergeben, dabei sind als Inventar u.a. 2 Pferde mit sämtlichen Geschirren, 8 Stück Rindvieh sowie Schweine, Hühner und Tauben eingetragen. Die Bienenstöcke mit dem Bienenhaus hat der Altmüller für sich behalten. Eduard musste aber auch seine Geschwister auszahlen und für die Versorgung der Eltern sorgen. Des weiteren musste der Müller jährlich 3 Scheffel Korn an den Hartmannsdorfer Lehrer liefern.
1892 wurde ein neuer Walzenstuhl eingebaut. 1899 starb Eduard Franke, daraufhin hat sein Sohn, Willy Franke, die Mühle im Alter von 21 Jahren übernommen. 1907-08 ist ein neues Mühlengebäude mit neuer Mühlentechnik für 11950 Mark errichtet worden. Anfang 1909 stellte der Müller einen Raum für den ersten Telefonanschluss in Hartmannsdorf zur Verfügung, die Leitung wurde an die schon bestehende Verbindung von Köstritz über den Dürrenberg nach Grüna angeschlossen. Die Mühle hatte die Tel. Nr. 340 im Amt Bad Köstritz.
1926 wurden durch eine Viehzählung 4 Pferde, 16 Rinder und 6 Ziegen erfasst, Schweine sind dabei nicht mit gezählt worden, 1946 ist folgender Viehbestand verzeichnet: 5 Pferde, 23 Rinder, 29 Schweine, 6 Ziegen, 3 Schafe und 31 Legehühner.
1932 wurde ein neuer Backofen eingebaut, um den wachsenden Bedarf an Brot, Brötchen und Kuchen besser zu bewältigen. Früher gab es an vielen Häusern im Ort einen Backofen, die aber nach und nach stillgelegt oder abgerissen wurden, so dass die Einwohner ihre Kuchen zum Backen auf meist runden Kuchendecken in die Mühle gebracht haben. Dabei war es von Vorteil, dass am Bach oder am Mühlgraben oft eine Bachstange angebracht war, wo man die Kuchendecken auch mal absetzen konnte. Mitunter ist der Kuchen dabei aber auch heruntergefallen.
Ab Anfang der 1930er Jahre gab es in der Mühle einen Pkw der Marke Ford. Damit wurden auch viele Fahrten für die Einwohner des Ortes z.B. für Hochzeiten gemacht. Als Kraftwagenführer für dieses Auto war Eduard Dittrich eingestellt. 1937 wurde für dieses Fahrzeug auch ein Wagen- und Maschinenschuppen (Garage) gebaut. 1937 gab es 7 Beschäftigte in der Mühle, davon 2 Lehrlinge, 1950 gab es 5 Beschäftigte.
Ab Ende der 1930er Jahre wurde als zusätzlicher Antrieb für die Mühleneinrichtung noch ein stationärer Christoph-Viertakt Dieselmotor eingebaut, welcher 1948 von der Geraer Firma Ernst Theilig generalüberholt wurde. Verschiedene Maschinen wurden dann auch mit Elektromotoren angetrieben.
1950 wurde noch ein neuer Getreidespeicher gebaut. Am 20.11.1952 starb Willy Franke im Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität in Jena an Magenkrebs. Im Februar 1958 hat der letzte Müller, Herbert Franke der Sohn von Willy, den Großteil seiner Flächen und Gebäude an die LPG verpachtet. Bis Anfang der 1960er Jahre wurde noch Brot gebacken und man konnte auch die großen runden Kuchen dort backen lassen. Durch die LPG wurden dann die Schweineställe gebaut. Herbert Franke ist 1980 im Alter von 71 Jahren gestorben.
Nach 1990 verfielen die Gebäude zusehends, da sie nicht mehr bewohnt und bewirtschaftet wurden. Es gab auch Bestrebungen den Gebäudekomplex als Reiterhof umzubauen, aber das Projekt wurde wieder aufgegeben, worauf die Mühlengebäude und die Schweineställe bis auf ein erst Ende der 1980er Jahre neu erbautes Gebäude 2008 komplett abgerissen worden sind. Danach ist für einen Wanderweg eine neue Brücke über den Stübnitzbach gebaut worden. Auf dem Areal der Schweineställe wurde ein Bolz- und Sportplatz durch die Gemeinde Hartmannsdorf errichtet. Das Einweihungsfest war am 28.5.2010.
Beim Abriss der Mühle im September 2008 hat die Gemeinde Hartmannsdorf eine dendrochronologische Altersbestimmung durchführen lassen. Dabei wurden 3 Balken aus dem Bereich des Wohnhauses untersucht, wobei festgestellt wurde, dass es sich um Winterfällungen aus den Jahren 1825/26 und 1827/28 handelte. Daher ist anzunehmen, dass von der Familie Prüfer in diesem Zeitraum das Wohnhaus erneuert oder neu gebaut wurde. Das zum Antrieb des Mühlrades benötigte Wasser wurde durch den Mühlbach geleitet, der ungefähr in der Dorfmitte an einem Wehr abgezweigt. Er verlief durch viele Hausgrundstücke, teilweise direkt unter den Gebäuden lang, hatte vor der Haus Nr. 42 einen Reinigungsschacht, ehe er an der ehemaligen Furt unter der Straße auf die andere Straßenseite wechselte. Im Mühlengelände gab es auch noch einen Teich, der daraus mit gespeist wurde. In den 1920 er Jahren wurde am Auslauf des oberschlächtigen Mühlrades eine Nutriazuchtanlage gebaut, die das Wasser noch für die Tiere nutzte, ehe es wieder in den Bach geleitet wurde. Um 1900, als es in Hartmannsdorf noch einen Nachtwächter gab, ging dessen nächtliche Runde bis zur Mühle und wieder zurück ins Dorf. In den 1950 er Jahren haben die Hartmannsdorfer Maibaumsetzer beim Holen des Baumes immer eine Rast in der Mühle gemacht, dabei gab es durch den Müller auch eine Verpflegung für alle Beteiligten.
Geschrieben im Frühjahr 2024, Rainer Faber