Köstritzer Schloss

  • Köstritzer Schloss mit Kirche St. Leonhard
Spanische Übersetzung

Die Schlossanlage in Bad Köstritz ist eng mit der Geschichte des Hauses Reuß verbunden. Es führte 1668 die Primogenitur ein, um der weiteren Teilung des ehemals zusammenhängenden „Landes der Vögte“ entgegen zu wirken. Damit waren auch territoriale Erbabfindungen für die „danach Geborenen“ verbunden. Mit dem Kauf des “Unteren Hofes” zu Köstritz wurde die Voraussetzung zur Gründung eines Paragiums Reuß-Schleiz-Köstritz jüngere Linie geschaffen.

Ab 1687 ließ Heinrich I. in Köstritz das alte Rittergut derer von Wolfframsdorf zu einem Schlosskomplex mit Stilelementen der Renaissance als künftige Residenz für seinen zweitgeborenen Sohn umbauen. Es wurde 1704 fertiggestellt und Heinrich XXIV. wurde Erster Paragiatsherr und Stammvater des Hauses Reuß-Köstritz. Obwohl diese Nebenlinie keine Regierungsgewalt hatte, war sie doch an bedeutenden Reformen beteiligt und brachte berühmte Persönlichkeiten der europäischen Politik und des Militärs hervor. Darunter waren Diplomaten, Generäle, Träger höchster Ämter und sogar Dichter, Komponisten und Kunstmäzene.

Fürst Heinrich XLIII. regierte und lebte aber über seine realen Verhältnisse. Dies führte 1812 zum persönlichen Konkurs. Pläne von Karl Friedrich Schinkel für einen attraktiven Neubau des Schlosses wurden nicht verwirklicht, sie sind aber im Schinkelarchiv einzusehen. Er hatte umfangreiche und äußerst wertvollen Kunst- und Raritätensammlungen, für die er eigens einen Neubau am Schloss errichten ließ. Sie enthielten Gemälde von Cranach, Rubens und Rembrandt, zahlreiche geologische Exponate, Kuriositäten, kostbaren Schmuck, Münzen und Porzellane. Alles wurde am Ende versteigert, der Verbleib eines Großteils dieser Kunstschätze ist aber bis heute unbekannt.

Umbauten im Schlosskomplex nach 1945, eine neue Straßenführung durch Park und Stadt, der Abriss des baufälligen Schloss-Hauptgebäudes 1972 und gravierende Veränderungen im ehemaligen Schlosspark haben die ursprüngliche Schlossanlage heute nur noch teilweise erhalten. Sehenswert ist dennoch das Ensemble von Seniorenheim, Turmgebäude und Seitenflügel, welches einen Eindruck vom ehemaligen Erscheinungsbild erkennen lässt.

Am Ort des vormaligen Hauptgebäudes wurde zu Mitte der 1990er Jahre das „Schloss-Hotel“ errichtet, welches optisch dem historischen Vorbild nachempfunden wurde. Nach jahrelangem Leerstand erfolgte um 2010 ein Umbau des Hotels zum Seniorenheim „Pflege mit Herz“.

Vieles haben die Köstritzer Bürger geschaffen, in den vergangenen Jahrhunderten auch gelenkt durch eine zukunftsorientierte Herrschaft des Hauses Reuß. In der Gegenwart ist das Bewahren großer Traditionslinien einer kleinen Stadt Verpflichtung und ehrenvoller Auftrag.

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