Ortsteil Hartmannsdorf
Aus der Geschichte von Hartmannsdorf
Der Ort Hartmannsdorf wird am 23. Mai 1364 in einer Reussischen Urkunde das erste Mal erwähnt. Darin sind die zu Langenberg gehörigen Orte aufgeführt und „Hartmannstorf“ ist der erste genannte Ort. In der Aussprache der Eingeborenen wurde es damals und auch heute noch meist als „Harzendorf“ bezeichnet, in den Kirchenbüchern findet man diesen Ausdruck nur selten, dort wird meist Hartmannsdorf geschrieben. Das Tal wurde meist als Schafgrund bezeichnet und der Bach in den ältesten Kirchenbüchern als Ellsdorfer Bach, später um 1850 als Stübnitzbach. Mit dem Wasser wurden die Hartmannsdorfer Mühle und die Ellsdorfer, um 1650 dann Oehlsdorfer Mühle angetrieben. In der Hartmannsdorfer Mühle wurden neben Getreide auch Ölsaaten gemahlen und Holz geschnitten, in der Oehlsdorfmühle wurde Getreide gemahlen und Holz geschnitten. Beide Mühlen sind um 1580 schon erwähnt. In einer Karte von 1757 werden die umliegenden Wälder als Koßa und als schwarzes Tännigt bezeichnet.
Um 1500 gehörte das im Ort befindliche Rittergut mit einem großen Teil der Flächen zum Besitz der Familie von Ende, um 1600 waren die Besitzer dann eine Linie derer von Wolfframsdorff als Erb-, Lehn- und Gerichtsherren auf Dürrenberg und Hartmannsdorf. Nach dem Tod von Heinrich Siegmundt v. W. im Jahr 1742 kauften die Köstritzer Reussen 1758 die Güter Dürrenberg und Hartmannsdorf, worauf sie dann ein paar Jahre später in das Paragium Reuß-Köstritz eingegliedert wurden.
In den ältesten Hartmannsdorfer Kirchrechnungen, die 1604 beginnen, ist schon eine Schule und ein Schulmeister verzeichnet, diese gehörten damals immer mit zur Kirche, Christoph Seiffert war in jenem Jahr Wirt in der Schenke gewesen. Um 1640 bekam der Schulmeister jährlich „ein baar Schue“ (ein paar Schuhe), weil er den Pfarrer aus Köstritz abholen musste. 1720 ist in der Kirchrechnung „ein Hartmannsdorffer Brauhaus“ erwähnt, 1723 wurden größere Umbaumaßnahmen am Schulgebäude gemacht, neue Fenster und auch ein Keller ist gebaut worden. 1773-74 waren wieder größere Baumaßnahmen an der Schule, wie auch 1788-89. 1808 wurde die Schule umgebaut und vergrößert, das war in der Haus Nr.15. Weil die alte Schule in den 1870er Jahren wieder zu klein wurde, ist 1881 ein neues Schulgebäude errichtet worden, wozu Heinrich IV. Reuss das Grundstück zur Verfügung gestellt hat. Es ist die Haus Nr. 52 und war bis 1968 noch als Schule genutzt. Danach wurde das Gebäude noch als Kindergarten, Gemeindeamt mit Arztstation und jetzt als Wohnhaus genutzt.
In der Gemeindeordnung von 1748 sind 34 Häuser verzeichnet, 1794 sind 47 Häuser und 218 Einwohner angegeben, 1870 wurden 274 Einwohner und 50 Häuser gezählt, in diesem Jahr wird auch schon ein Spritzenhaus erwähnt.
1783 wurde mit Kirchenmitteln eine Feuerspritze gekauft, im Winter 1783-84 war eine „Eisfahrt mit großem Wasser, die die Schulwiese mit Schutt und Sand überschwemmet hat“, die Schulwiese war unterhalb der Hartmannsdorfer Mühle. Im Jahr 1723 ist ein Windbruch in den Wäldern verzeichnet, ebenso wie 1749 und 1805, 1958 war auch ein schwerer Sturm, der im Hofgarten etliche Obstbäume umwarf. Im August 1981war ein größeres Hochwasser. 1891 ist eine neue fahrbare Feuerspritze gekauft worden, als Unterstand dafür diente der Schuppen am HausNr. 16. Ende der 1940er Jahre wurde ein neues Spritzenhaus gebaut, welches in den 1990 er Jahren umgebaut und erweitert wurde, dieses wird jetzt noch genutzt.
Zu den beiden Mühlen, der Hartmannsdorfer Mühle und der Oelsdorfmühle, gibt es je einen gesonderten QR-Code.
In den Jahren 1912-13 wurde beim Bau der Langenberger Wasserleitung von Stübnitz aus auch eine eigene Leitung mit gelegt, die oberhalb des Dorfes abzweigte und über einen Hochbehälter am Ortsausgang die Häuser des Dorfes versorgte. 1933 wurde oberhalb des Dorfes eine Widderanlage eingebaut, die von einer Quelle gespeist und angetrieben wurde, um das Wasser in den Hochbehälter zu pumpen. Der Anschluß an die Langenberger Leitung war dadurch nicht mehr nötig. In den Jahren 1993-96 ist mit dem Strassenneubau auch die Wasserleitung komplett erneuert worden, ebenso wurde dabei eine Kanalisation, die ins Klärwerk Stublach führt, eingebaut. Auch die Elektro- und Telefonversorgung wurde unterirdisch verlegt.
Im Jahr 1939 wird das Maibaumsetzen in einer Rechnung des Kaninchenzüchtervereins erwähnt. Dieses war bis Anfang der 1960er Jahre auf dem Platz an der Gaststätte Peukert, Haus Nr.8, dann ab Mitte der 1960er Jahre, nachdem 1958-59 der Konsum mit Gaststätte gebaut wurde, ist der Maibaum neben dem Feuerwehrhaus gesetzt worden und die Veranstaltungen dazu waren um den Konsum herum. An Gaststätten gab es neben der Oelsdorfmühle und dem Peukertschen Gasthof in der Haus Nr. 8, der durch Einheirat ab 1830 von dieser Familie betrieben wurde bis Ende der 1960er Jahre, und der Konsumgaststätte ab 1959, noch die Gastwirtschaft Zum Anker im Haus Nr. 49 bei Gustav Feller, die 1879 eine Ausschankkonzession erhielt, diese Gastwirtschaft, zuletzt noch mit Lebensmittelladen, gab es bis Anfang der 1960er Jahre. Lebensmittelläden gab es auch in den Haus Nr. 32, bis Anfang 1960er Jahre, und Nr. 55, in den 1920-30er Jahren.
1981-82 wurde von den Einwohnern eine Gemeinschaftsantennenanlage errichtet, endlich konnte man auch im Tal die Westsender gut empfangen.
Um 1820 wurde die Hausnummerierung eingeführt, damals gingen die Hausnummern von 1-45, alles was danach gebaut wurde, erhielt dann immer die nächst höhere Nummer. Ab 1935 sind die alten Häuser in der Siedlung gebaut worden, ab 1975 wurden die Häuser im Hofgarten gebaut, ab 1993 wurde das Neubaugebiet Am Pörsdorfer Weg errichtet und ab 1999 kamen ein kleines Baugebiet an der vorderen Leithe und ab 2001 noch einige Häuser in der Siedlung hinzu.
Als Besonderheit in Hartmannsdorf ist die sich durch den gesamten Ort ziehende Kopfweidenanlage am Bachufer zu erwähnen, die auf alten Bildern um 1900 schon zu sehen ist. Dazu gibt es auch einen gesonderten QR-Code, der im Bereich der Brücke bei der Kirche angebracht ist. Ebenfalls ein besonderer Blickfang ist die jährliche Kirschblüte.
Derzeit leben in Hartmannsdorf, das ab 2023 nach Bad Köstritz eingemeindet wurde, 335 Menschen, davon 24 auf dem Dürrenberg, möge ihnen auch in Zukunft ein friedliches Leben möglich sein.
Geschrieben im August 2023, Rainer Faber