Roggenmühle

  • Grafik Roggenmühle aus dem Jahre 1881
Spanische Übersetzung

Die Mühle wurde vermutlich Ende des 15. Jahrhunderts erbaut. Erste anerkannte nachweisliche Aufzeichnungen über die Existenz einer Mahlmühle mit Schneide-, Öl-, und Lohmühle mit bedeutenden Gütern stammen aus dem Jahre 1567. Erst mit der Anlage der Grundbücher im Jahre 1853 ist die Geschichte der Mühle nachvollziehbar. Zu dieser Zeit bestand die Mühle aus sechs Mahlgängen, angegliedert war ein Sägewerk. Der Antrieb erfolgte über Turbinen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Wasserräder ablösten.

Im Jahre 1904 vernichtete ein Großbrand Teile der Mühle, wurde jedoch im Jahr darauf deutlich größer mit Silo, Mühlengebäude und Wohnhäusern wieder aufgebaut und mit modernster Technik ausgestattet.

Der erste Weltkrieg brachte in den Folgejahren massive Absatzverluste. So entschloss sich der Müller die Wasserkraft in Elektroenergie umzuwandeln und ins öffentliche Netz einzuspeisen. Die Jahre darauf wurde die Stromproduktion weiter ausgebaut. 1924 wurden bereits 800.000 kwh produziert.

Die Elsterregulierung mit dem Bau des neuen Wehres in den 1930er Jahren nutze der Müller zur weiteren Erneuerung der Wasserkraftanlage. Die Turbinen konnten nun 11,5 qm Wasser/Sekunde verarbeiten, was einer Leistung von 1,1 Mio. kwh/Jahr entsprach.

Beim Jahrhunderthochwasser im Jahre 1954 wurde zum Ablauf der Wassermassen der Damm zwischen Mühlgraben und Elster durchstochen. Durch die Fluten kamen zwei Menschen auf tragische Weise ums Leben. Das Wehr, eine Brücke sowie ein Nebengebäude der Mühle wurden zerstört. In den Folgejahren konnten die Schäden beseitigt und ein neues Wehr errichtet werden. Anfang der 1970er Jahren wurde dieses wiederum erneuert.

1972 wurde die Mühle enteignet und der Getreidewirtschaft Gera angegliedert. Der ehemalige Eigentümer wurde als Betriebsleiter eingesetzt, die Mühle demontiert und eine simple Schrot- und Mischanlage zur Produktion von Schweinefutter installiert. Auch die Wasserkraftanlage wurde ab 1980 nicht mehr genutzt. Der Produktionsbetrieb wurde 1990 wegen Unrentabilität endgültig eingestellt.

Der letzte Besitzer und Betreiber der Mühle, Herbert August Müller verstarb 1992 im Alter von 97 Jahren. Er hatte die Mühle 57 Jahre geleitet. Im Jahr zuvor übernahm der Enkel Udo Müller die Gebäude der ehemaligen Mühle von der Treuhandanstalt. Er baute zwei Jahre später die Wasserkraftanlage wieder auf und erzeugt mit zwei Turbinen 1,2 Mio. kwh Strom/Jahr, die er ins öffentliche Netz einspeist.

Für die Zukunft der Mühle müssen Investoren gefunden werden, die in Abstimmung mit Stadt und Denkmalpflege ein wirtschaftlich praktikables Konzept zur Nutzung des Standorts verwirklichen. Angedacht ist die Nutzung als Wohn- und Freizeitobjekt.

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